Sommertage 2012

"Was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken.
Mit unseren Gedanken machen wir die Welt."


Weisheit von Buddha


Annemaries Bruder Hermann


My black corner

filled with life
for some weeks
with talking and laughing
eating and drinking
holding up life
in a special art of
remembering highlights
thinking about the world
changing into a future
far away before us
in warm moments
coming up to a point
listening to Chopin
and Schumann on the piano
as the sun slipped away


Ein Wiedersehen

wie ein Fest
unter der Sommer-Sonne
im Anstieg der Zeit
eine Begegnung im Austausch
im Reisen im Reden
im Lesen und Nachdenken
in Atempausen mit Musik
am ausklingenden Tag
eine Begegnung auf Höhenwegen
zu überschauen die Zeit
die turbulente sie zu entziffern
mit dem Lächeln dem losgelösten
einer wachen Distanz


Diese Freundschaft

zwischen Bruder und Schwester
bei schicksalhaft
seltener Begegnung
quer durch die Zeit
diese Freundschaft
geschlossen in Gefilden
des Denkens
der Welterklärung
jenseits des Alltags
Unerfülltes zu füllen
mit Leben


Was zählt

sind die Lichtmomente
die den Tag überstrahlen
die dich befreien von Frust
die dir die Sicht weiten
für Dinge die dauern


Die Kunst

den Menschen wahrzunehmen
wie er ist wie er sein möchte
zu erkennen was sich verbirgt
hinter dem Gesicht des Tages
hinter dem Gesicht der Zeit
die Kunst im Rückspiegel
den Blick zu schärfen
zu erkennen was blockt
was weiter bringt


Immer wieder

über Schatten springen
die dich lähmen
die großen die kleinen
die den Tag verdunkeln
immer neu ankommen
auf der Seite des Lichts
im Sprung über dich selbst


Nah neben uns der Tod
(Ulli in Mainz)

Tür an Tür zum Leben
unser Anhalten heute am Tag
dem Tod ins Auge zu sehen
ihn zu streifen ihn zu fassen
mitten im Taggeschehen


Deine Tage

im Wachsein zwischen den Zeiten
auf der Wegsuche zwischen
Licht und Dunkel
deine Tage
im Kommen im Gehen
unter dem einen Himmel
unter Sonne und Mond
aufgehoben im bunten
Farbspiel des Lebens


Wie geht das

über den eigenen Schatten
zu springen
sich freizuschwimmen
im Pool des Lebens
abzuschütteln
was hindert und hemmt
im Luftsprung
neues Land zu gewinnen


Frage bei Nacht

Wohin ist dein Herzblut
geflossen quer durch die Jahre
wie es sich verteilte
wie es sich verströmte
über die Kinder
über das pralle leben
wie es weitertropft
peu à peu in die
pulsierenden Adern
junger Gedichte


Wo ist die Waage

die zwei Seiten
ins Gleichgewicht rückt
die schwebend
Gewichtiges klärt
die geduldig
den Gleichstand wägt
den stimmigen


Erlebniswellen

die dich weit tragen
im großen Weltgefüge
dich an neue Ufer werfen
dir Horizonte erschließen
im Lichtraum der Zeit
Denkwellen
die dich bannen
dich hochtreiben
dich in die Tiefe ziehen
Untergründiges zu entdecken
als Balance zum lauten Leben


So viele Rätsel

so viel Ungelöstes
im Los des Menschen
Aufbruch und Rückschlag
Verstehen und Nichtverstehen
die hellen die dunklen Töne
ein Echo piano aus früher Zeit
ein helles ein dumpfes
ein Lachen das blieb
ein Weinen versteckt
hinter den Wolken
ein Dabeisein ein Fortgehen
im ewig währenden Spiel


Wie geht es weiter

wenn nichts mehr kommt
wenn Stimmen verlöschen
wenn alles getan
wie geht es weiter
wenn vor dir nichts ist
als ein mühsames Bergauf
möcht sein
du gewinnst einen neuen Blick
du wirst hellhöriger
und statt der Füße
tragen dich Flügel


Schräge Wünsche

Ein Mönch zu sein eine Nonne
Im Rückzug hinter den Tag
anzukommen im Absoluten
hinter Chaos und Krieg
dem kleinen dem großen
hinter dem Alter dem hohen
in eine Befindlichkeit
die dich hebt in ein Lächel


Der Bruder

halb Loriot
halb Philosoph
mit Vaters Kopf
unter Weibes Hut
tut ihm das Leben gut


Warum schreiben?

In Nebelwelten anhalten
Lichtpunkte auszumachen
das Chaos zu bannen
im befreienden Wort


Adieu!


Hermann am Klavier