Weihnachten

Unser Weg in die Zukunft
Fußmarsch am Grat
Meter um Meter durch Nebel
wir schlagen ein Zelt auf
und hauchen Leben
warm gegen den Wind
bedenken die Stätten
die längst schon
begangen sind
weit zurück bis zur Hütte
zum Kind
und wagen neu
gegen die Kälte zu gehen



Zum Ausklang des Jahres

Dieser besondere Höhepunkt: Weihnachten.Dieses kurze Abtauchen in eine Traumwelt mit viel Licht und Zauber.
Die Luft voller Gesang. Irgendwie eine unwirkliche Welt, die uns heraushebt aus dem Alltäglichen, uns etwas erleben lässt wie ein wahr gewordenes Märchen. Unser Leben seit Kindertagen mitgeprägt von Weihnachtsbildern. Es hält etwas von dem fest, was weiter geflüstert wird alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit. Nichts geht verloren. Da bleibt für alle  Zeiten ein Funke Vertrauen, der uns trägt, eine Prise Glück, die uns leichter macht, ein inspirierender Blick heraus aus unserer Welt in eine andere.  Momente der Erinnerung, des Anhaltens, des Staunens, eingebrannt in
unser Leben wie kleine unauslöschliche  Lichtpunkte.

 

Der Stern

Er ist nicht erloschen

er steht noch über uns

hell in den Nächten

holt aus dem Nachtschlaf

aus dem Tag-Getümmel

durchbricht lautlos

den Lärm der Welt

drängt dich weiter

auf der Suche nach Licht

 

Überlegung:

Was bedeutet Weihnachten für dich? Ein Fest der Erinnerung an die Kinderzeit? Ein Höhepunkt im Rhythmus des Jahres? Ein Lichterfest? Oder - ein Fest des Glaubens an das Unmögliche, das möglich wurde? Lässt sich Glaube feiern in der Geschichte der Geburt Jesu? Feste sind es, die die Kulturen der Welt prägen. Wir machen an Festen fest, was uns bewegt und umtreibt, erzählen Erfahrenes weiter über Generationen hinaus. So umkreist die Weihnachtsgeschichte alle Jahre wieder die Welt, drängt zum Aufbruch unter einem wegweisenden Stern, unter der Botschaft eines Engels, unter den vielen die Menschen umtreibenden Fragen nach Sinn.
Es sind die Sinnsuchenden, die fündig werden in der Geschichte der Geburt Jesu. Sie lernen anzuhalten außerhalb der befahrenen Route weit draußen am ungewöhnlichen Ort. Sie spüren hinter der lauten Welt eine andere auf im Verborgenen, erfahren in der Stille die Kraft zum Leben, entdecken im Nachdenken Funken von Licht.
Auf diesen Weg will uns Weihnachten bringen, Jahr um Jahr, bis die Botschaft eingedrungen ist in unsern Tag, in unser Sein: Das ew`ge Licht geht da hinein - gibt der Welt einen neuen Schein.


Weihnachten 2011

 Möcht singen am Morgen
staunen am Abend
wachen zur Nacht
möcht Halt finden
am Horizont heiler Gedanken
eintauchen in wache Träume
hinter dem Tag
möcht neu aufbrechen
im Funkenschlag
eines geheimen Feuers

 

 

Der Traum von Weihnachten

Dieser Wachtraum zwischen den Zeiten
zwischen Tag und Nacht
dieses Ereignis diese Mär
die für einen Augenblick
die Welt verzaubert
die Menschen menschlicher macht
sie anstößt sie auferweckt
wie im Blitzlicht zu erkennen
was ist - was sein könnte
zu erhorchen den Ton
den betörenden
der Menschen umstimmt
sie meilenweit trägt
durch alle Gezeiten

 

Weihnachten heute   

Zu einer Zeit,

da alles machbar scheint, Technik und Wissenschaft
ihren Höhepunkt erreicht haben, Globalisierung groß geschrieben wird, da macht sich alle Welt wieder auf den Weg zum Fest. 
In den Straßenzügen lockt faszinierendes Licht, überall ein Leuchten und Lärmen mitten in der Winterdunkelheit. Da werden Schritte schneller, Hände hastiger, die Herzen klopfen lauter und der Eifer wächst, mit zu laufen zu einem großen Ereignis. Schon läuten hinter Verkehrsdichte und –chaos die Glocken, diese Begleitmusik im Reigen festlichen Geschehens.
In Kirchen, Stuben und Sälen brennen Kerzen, locken vertraute Lieder zum Mitsingen. Von nah und fern geraten Menschen in den Sog eines mitreißenden Festes,

Doch wo vollzieht sich Weihnachten wirklich?

Im Kirchenraum, wo Menschen Halt machen nach den Mühen des Alltags? Wo im Lobgesang die Gedanken auch schon wieder kreisen um Last und Lust weiterer Tage? In den Familien und Vereinen, wo eine vertraute Tradition weiter lebt?

In derselben Gegend aber leben Menschen auf den Feldern der Dunkelheit: Irgendwo weint ein Mensch, irgendwo dämmert ein Gefangener vor sich hin, überall Krieg und Hass und Terror. Und du selbst steckst mitten drin im Nebel unsortierter Gedanken.
Und plötzlich – wie ein Stern über dir - geht dir ein Licht auf
Du erkennst, dass du dich im Kreise drehst, dass du dir selbst verloren gehst im Getöse der Welt, in der die Worte eines  Engels untergehen:
Fürchte dich nicht... Ich verspreche dir große Freude... Und allen Menschen ein Wohlgefallen...
Dieses Versprechen - wie Lichteinwurf aus einer anderen Welt, es lässt dich aufhorchen. Allen Menschen ein Wohlgefallen, hier ahnst du Sinn, möchtest du anhalten, neue Möglichkeiten ausloten. Hier wächst dir Mut zu zum Weitergehen. Doch wohin?
Kommt, lasst uns gehen nach Bethlehem,  zu verstehen, was damals geschehen, ein Stück Himmel zu erden, dort wir stehen.


Das Transparent

An meinem Küchenfenster hängt im Advent ein großes weihnachtliches Transparent. Das warme Grün einer hügeligen Landschaft vermittelt eine Atmosphäre der Ruhe, die wohltuend ist. Du erkennst Gestalten, die von allen Seiten die Hügel besteigen, auf deren Anhöhe sich eine erleuchtete Stadt entlang zieht. Hoch über der Stadt am Nachthimmel der Weihnachtsstern, das Auge Gottes über der Menschheit. so möchte man ihn verstehen.
Friedlich diese Stadt, eine Traumstadt. die Häuser nah aneinander gelehnt. Da können Gespräche stattfinden von Fenster zu Fenster. die Türen sind geöffnet für Nachbarn, für Freunde,  für  Fremde. Hier wohnen Menschen glücklich beieinander. So scheint es.
Alle Jahre wieder träumen wir den Traum von einer solchen Stadt, von einer sicheren Wohnung für alle Menschen, von einem warmen Zelt, das nicht abgebrochen wird, wie die Bibel verheißt.
Und unsere Städte heute? Ist über ihnen der Stern erloschen, der Menschen Mut machen möchte, aufzubrechen aus dem Gestrigen zu neuen Möglichkeiten?

ich ahne
Menschenmögliches
zwischen Menschen
aller Rassen und Nationen
zwischen Menschen
aller Generationen
zwischen Mann und Frau

ich ahne
Menschenmögliches
im Unmöglichen'
Menschenunmögliches
als Mögliches
unter dem Zuruf
des Himmels



Der Weihnachtsesel 

Es war einmal ein kleiner Esel. Er gehörte in d e n Weihnachtsstall, in dem vor  vielen Jahren Maria und Josef mit ihrem Kind Herberge gefunden hatten unter einem hell erleuchteten Tannenbaum.
Jedes Jahr  staunten drei kleine Mädchen am Heiligabend und erfreuten sich am Bild der vertrauten Familie mit dem Kind in der Krippe am Fuße des Baumes. Maria, die sich über das Kind beugte und Josef, der Wache hielt im Hintergrund. Auch der kleine Esel war mit  dabei. Die Kinder nannten ihn Max! Er rückte gerne  ganz nah an die Krippe.
Ab und zu wurde er von den Kindern zum Spiel entführt  Dann fand Max plötzlich seinen Platz auf der Fensterbank und schaute auf die Straße. Oder er geriet in die Puppenstube oder in den Spielkorb. So kam es, dass man ihn vergaß, als Maria und Josef eines Tages weiter wanderten, den vertrauten Ort verließen und unter einem anderen Tannenbaum eine neue Herberge bezogen. Dort wurden sje jedes Jahr bestaunt und besungen von zwei kleinen Buben  und ihren Eltern. Aber der kleine Esel Max  war nicht mehr dabei. Er war nicht mitgekommen. Wie vergessen und  veloren blieb er zurück und irrte immer ein bisschen  traurig umher.

In dem Jahr aber, als die Krippenfiguren zu Weihnachten wieder eine neue Herberge fanden unter dem geschmückten Tannenbaum von kleinen Zwillingsmädchen und ihrer Mutter, da war Max  auch gerade wieder  unterwegs auf  der Suche  nach seinem alten Platz an der Krippe im Stall.
Er sah durch ein Fenster Lichter an einem Baum, lauschte auf  die Töne eines Weihnachtsliedes und schlich um das  Haus herum, bis  jemand ihn erkannte, die Tür öffnete  und rief:  Ja, Max wo warst denn Du all die Jahre?
Da verkroch er  sich unter den Tannenbaum, gesellte sich zu Maria und Josef und lehnte sich an die Krippe,  Er war angekommen! Er hatte seinen vertrauten Platz wiedergefunden, den er nun nie mehr verlassen möchte!




Adventserinnerung

Der erste Adventssonntag im Missions-Internat wurde jedes Jahr zu einem besonderen Erlebnis. In der Frühe dieses Tages erwarteten wir Kinder mit Spannung eine Reihe Engel in weißen Gewändern, die singend hintereinander mit einer Kerze in der Hand durch das große Haus zogen: Macht hoch die Tür - o Heiland reiß die Himmel auf- wie soll ich dich empfangen...
Alles verstummte beim Erscheinen dieser überirdischen Gruppe. Und obwohl wir die Gesichter der "Großen" aus unserer Runde erkannten, waren sie doch andere Wesen in dieser Morgenstunde! Wenn sie die Flure abgeschritten hatten und ihr letztes Lied leise verklang, lag über den Räumen ein Zauber. Ganz glücklich fielen wir zurück in den Tag, den uns Engel erschlossen hatten. Advent, das war Hohe Zeit, Zeit der Erwartung, der Spannung und Vorfreude.
Die Erinnerung daran hat sich mir eingegraben und alle Zeiten überlebt. Noch heute gehören die Engel der frühen Jahre in meine Adventszeit, höre ich manchmal wie von fern ihren betörenden mehrstimmigen Gesang, den kein lautes Lied je übertönen konnte.

Geblieben ist diese stille Vorfreude, das erwartungsfrohe Zugehen auf ein Ziel mit einer Hoffnung verbunden, die weit getragen hat.






Dieser lange Weg auf Weihnachten zu. Aus allen Himmelsrichtungen sind Menschen - bis zum heutigen Tag - unterwegs. Jeder erlebt auf seine Weise das Zugehen auf das große Ereignis.
Wir kennen die Geschichte der Weisen aus dem Morgenland auf ihrem Weg der Erforschung des Ungewöhnlichen, Sterndeuter, angetrieben vom Erkenntnisdrang, Unerklärliches aufzuklären. Was - um Himmels willen - haben sie entdeckt?
Daneben die Hirten auf dem Felde, deren Alltag aufgehellt wird von Zeichen und Wundern. Und - bis zum heutigen Tage - Menschen aller Länder immer neu auf der Spur des Geheimnisses um Weihnachten, mitgerissen im Sog wärmender Traditionen.
Da wird weiter- und weitergesagt, über uns hinaus in alle Zukunft, was Menschen anhalten lässt:
Die Geburt Gottes in einer gottlosen Welt.
Da bricht Staunen und Freude aus bis zum heutigen Tag. Kein Weg zu lang zum Ort der Geburt, keine Mühe zu groß, das Wunder zu feiern.

Advent - die Zeit der Träume und Träumer
Advent - die Zeit der Sucher und Seher
Advent - die Zeit der Lichter und Klänge

Traum, Aufbruch und Gesang finden im Advent zusammen wie drei Weise auf dem Weg zur Geburt Gottes am Ort des Menschen.



Corinna




In den Weihnachtstagen blieb die kleine Kapelle mitten in der Stadt rund um die Uhr geöffnet. Das Kunstwerk eines wandfüllenden Weihnachtsbildes lockte viele Besucher an. Staunend standen sie vor dem gedämpft beleuchteten, bis zur Decke reichenden Gemälde mit einer bizarren Landschaft.
Du findest kein Gestühl in dieser Kapelle. Alles ist fortgräumt, um den Blick frei zu geben auf dle ungewöhnliche Wand. Ein großer warmer Teppich liegt ausgebreitet. Du siehst Kinder, die sich darauf niederlassen und gebannt ins Bildgeschehen schauen. Menschen gehen ein und aus. Einige kommen immer wieder, angezogen von der magischen Atmosphäre des Raums.

Hoch oben erkennst du die Stadt Jerusalem mit dem prächtigen Schloss des Herodes in der Mitte. Emsiges Treiben vor den goldenen Toren: Reiter, die ihre Pferde besteigen mit dem Auftrag der Suche nach einem neugeborenen Kind!
Unterhalb der Stadt dunkle Abhänge mit verschlungenen Wegen bergab, gesäumt von kleinen Ansiedlungen und bewohnten Höhlen. Letzte Wanderer unterwegs zu ihren Hütten vor der einbrechenden Nacht. Gespenstige Bilder zwischen den Felsnischen: Menschen im Halbdunkel undurchsichtigen Tuns. Weiter unten im fahlen Licht einer Laterne in einem Hohlraum eine Männerrunde an einem Steintisch vor wuchtigen Weinkrügen.
Am Fuß des Bildes ein vorgestrecktes, niedrig umsäumtes Gehege aus Steinen, Sand- und Grasmatten. Im Hintergrund, versteckt unter einem Bergvorsprung, die von Josefs Lampe erleuchtete kleine Grotte mit Maria und dem Kind in der Krippe. Ein vertrautes Bild, doch hier neu und aufregend.
Schwarz die Steilwand zwischen Jerusalem und dem Ort der Geburt. Rechts auf dem Freifeld hinter dem Zaun eine große Schafherde im Pferch. Es ist Nacht. Nichts rührt sich mehr. Auch die Tiere sind zur Ruhe gekommen. Einige Hirten liegen schlafend im Gras. Andere sitzen auf Steinen, gestützt auf ihre Hirtenstäbe.
Nur ein einziger Hirte steht in angespannter Haltung, legt seine Hand vor die Augen und starrt wie gebannt in die Richtung der Felswand. Über Josefs und Marias Herberge erkennt er ein ungewohnt helles Licht, wie eine Lichtgestalt, die ihn zu verwirren scheint.
Spannung liegt in der Luft. Wann wird er sich umdrehen und die abendliche Ruhe zerreißen mit einem Schrei des Erschreckens oder der Freude? Am linken Abhang tauchen die drei Könige aus dem Morgenland auf, prächtig gekleidet.
Männer, die das Ungewöhnliche vorantreibt, bevor die Hirten es fassen können. Menschen der weisen Vorausschau, die nicht zögern, einem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Auf einem niedrigen Tisch in der Kapelle liegen Zettel und Schreibstifte für die Besucher, Eindrücke festzuhalten. In Abständen stimmt jemand ein „Kyrie“ an, das aufblüht zu vollem Gesang. Dann ist wieder Staunen und Schweigen im Raum.
Als der Küster am Weihnachtsmorgen neue Kerzen zum Altar bringen will, bleibt er verblüfft in der Tür stehen: Wie schlafende Hirten, hineingewachsen in das Kunstwerk an der Wand, liegen eingeschlafene Menschen auf dem Teppich vor dem Gemälde.
Er zögert nicht lange, er kehrt um und kommt zurück mit Tee und Brot und weckt die seltsame Gemeinde. Da sitzen sie in der Runde, stärken sich an frischem Brot und heißem Getränk und feiern miteinander das Mirakel von Weihnachten.
Nach dem Aufbruch bleibt ein letztes beschriebenes Blatt zurück: Danke, nach dieser Nacht ist die Welt neu und anders als gestern!


A. Schnitt




Advent

Die Kette dieser Tage
Kerze um Kerze zum Fest
knüpf dich an das kleine
Feuer der Freude
dass die Gedanken heller werden
und die Schritte sicherer
im vibrierenden Licht
neuer Hoffnung




Gott träumen
in dieser Welt
ihn wahrnehmen
im Wunder neuer Geburt
einen Funken auffangen
zu zünden ein Feuer
ein ausgebrannten Herzen



Die Weisen

sie erkennen ein Zeichen
sie erzählen vom Stern
sie ziehn durch die Zeiten
und sie suchen ein Ziel
und sie finden das Kind
und sie denken Gott
wo immer sie sind



Weihnachten

das Wagnis
ein Stück Himmel
zu erden
dort
wo du stehst



Weihnachten

Partei ergreifen für Gott
aufstehen für den Menschen

heilig der Tag die Nacht
wo Gott wahr wird im Menschen



Ein Lied singen

das den Tag zum Blühen bringt
ein Lied
das die Nacht erhellt
Töne die ein Echo finden
über Raum und Zeit
einstimmen
in den Chor des Shalom:
Ehre sei Gott auf der Erde 



Weihnachtswunsch

wach zu werden wie die Weisen
hellhörig wie die Hirten
bewegt wie Josef
wissend wie Maria
Gefährten zu finden mit Flügeln



Der Stern heute

ein zündender Gedanke
der dich treibt
aufzubrechen
aus Feldern der Finsternis



Das Wunder heute

ein neuer Flügelschlag
geschenkte Kraft
fortzutragen
die gute Nachricht der Nacht



Berni Patten